Wer Nein sagt, hat recht

Paartherapie Psychotherapie Hannover-Döhren, Liebeskummer, Trennungsschmerz, Gewalt Kommunikation

Ich sah neulich ein T-Shirt, auf dem stand: "Bis zu meinem fünften Lebensjahr dachte ich, mein Name sei "Nein". Der folgende Text bezieht sich aber nicht auf Kinder, sondern ausdrücklich auf Erwachsene und wird der Begriff "Partner" benutzt, sind immer beide Geschlechter gemeint.

 

Wenn dich jemand verlassen will, lass ihn gehen

Der Spruch auf dem heutigen Bild ist auch kein T-Shirt-Spruch der #metoo-Bewegung, sondern er stammt von meinem lieben Freund Jan, der vor vielen Jahren erkannt hat, dass er seine Freundin nicht zwingen kann, bei ihm zu bleiben. 


Nach den Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg und verschiedenen anderen Kommunikationstheorien, ist es vor allem wichtig, einen Gesprächspartner NICHT ZU ZWINGEN.

Ob es ums Motorradfahren geht oder um Milch mit Haut, ein "Nein" kann jeden Tag zig mal vorkommen, wenn ein Paar unterschiedlicher Meinung ist, denn:

  • Ein Partner (m/w) ist deshalb ein Partner (m/w), weil er für seinen Partner (m/w) mitdenkt,  sich um ihn/sie kümmert und in seinem/ihrem Interesse handelt.

 

Zuhören lernen und dazulernen lernen


In einer langjährigen Partnerschaft denken wir gar nicht mehr darüber nach, was der andere/die andere wirklich will, wir setzen voraus, dass wir es wissen - und wir sind beleidigt, wenn wir falsch liegen.

 

Aber es ist gut für die Beziehung, wenn wir lernen, dass wir manchmal falsch liegen. Deshalb: sag ruhig „Nein“, wenn du „Nein“ denkst. Eine gute Partnerschaft verkraftet das nicht nur, sie wird besser dadurch.

Ein „Nein“ in einer funktionierenden, lebendigen Beziehung bedeutet also:

  • „Ich habe mich gegen etwas entschieden und du solltest das respektieren“
  • „Auch wenn du gute Argumente hast und die Hoffnung, mich mich umstimmen oder überzeugen zu können - lass das einfach. Ich will das nicht.“
  • Du weißt nicht besser, was gut für mich ist, als ich
  • Wenn du mich umstimmen willst, nimmst du mich nicht ernst
  • Wenn du mich umstimmen willst, handelst du egoistisch
  • Wenn du mich nicht einmal umstimmen willst, sondern dich einfach durchsetzt, tust du mir Gewalt an
  • Machs dir selbst


Verzichte darauf, deinen Partner (m/w) totzuquatschen

Oft setzt sich ein Gesprächspartner nur durch, weil der andere keine Lust auf die darauf folgende zermürbende Diskussion hat, bei der er oder sie sich stundenlang für ein „Nein“ rechtfertigen muss. Das geht so lange gut, wie beide dies für einen Kompromiss halten. Ich höre dann immer: „wenn ihm/ihr nun einmal so viel daran liegt…“ und „Der/Die Klügere gibt nach“ oder so etwas.

Wenn dein Partner (m/w) gehen will, lass ihn/sie gehen

Weitaus dramatischer wird ein „Nein“, wenn die Gefühle eines Partners erkaltet sind und die Beziehung vor dem Ende steht. Wenn ein Partner gehen will, heißt dessen „Nein“ also:

  • "Ich hab es mir sehr genau überlegt und habe lange mit mir gerungen, bis meine Entscheidung fest stand. Dies ist keine Laune."
  • „Man kann Gefühle von Nähe, Wärme und Sehnsucht nicht erzwingen“
  • „Ich habe mich gegen dich entschieden und du solltest das respektieren“
  • „Ich habe mich gegen dich entschieden und wenn ich das begründen soll, wäre es verletzend für dich, also zwinge mich nicht dazu, all die Gründe auszusprechen, die mich zur Trennung bewegen.“
  • „Auch wenn du gute Argumente hast und die Hoffnung, mich wieder umstimmen oder überzeugen zu können - lass das. Ich will das nicht - und es ist entwürdigend für uns beide“
  • „Du weißt nicht besser, was gut für mich ist, als ich“
  • „Ich fühle nicht so wie du“
  • „Ich fühle nicht so, wie du denkst“
  • „Ich fühle nicht so wie du willst“
  • „Wenn du mich umstimmen willst, nimmst du mich nicht ernst“
  • „Wenn du mich umstimmen willst, handelst du rücksichtslos“
  • „Wenn du mich umstimmen willst, tust du mir Gewalt an“
  • „Lass mich gehen“

Vor allem aber: „Ich liebe dich leider nicht mehr“.

Das Dilemma, wenn der Verlassene auch „Nein“ sagt

Was aber, wenn der andere aber "Nein zum Nein" sagt? Tja, da sind sie wieder meine drei Probleme: Mangelnder Respekt, mangelnder Respekt und mangelnder Respekt.

  • Wenn du gehen willst und dein baldiger Ex-Partner (w/m) sagt „Nein“ dazu und will dich unbedingt halten, dann NIMM IHN ERNST! Zolle ihm Respekt, sei zartfühlend und sanft.


Minus mal Plus ergibt trotzdem Minus

Wenn also einer „Nein“ sagt zur Beziehung und der andere „Nein“ zur Trennung, also „Ja“ zur Partnerschaft, dann fühlt sich das wie ein Patt an. Aber das Spiel ist verloren - für beide. Und beide sollten sich wie gute Verlierer präsentieren. Denn der, der gehen will, bekommt Recht. Er wird auf jeden Fall früher oder später diese Beziehung verlassen und der andere kann nicht viel dagegen tun.

Wenn dich einer verlassen will, ist es also das Beste, zu sagen: „Schade. Dann geh, da ist die Tür, Danke für die schöne Zeit, werde glücklich!“, aber mir ist auch klar, dass das für ein liebendes Herz unmöglich ist.

Ich bin sicher, viele von Euch kennen Geschichten, wo es sich gelohnt hat, für die Beziehung zu kämpfen, sich zu entwürdigen, nachzugeben und der Ehe nochmal eine Chance zu geben. Das stimmt, es gibt viele verschiedene Methoden mit einer Trennung umzugehen, aber den anderen zu zwingen, bei einem zu bleiben, ist kein Ausdruck von Liebe.


Meiner Meinung nach sind Beziehungen, die weiterbestehen nach einem „Nein“ entweder höchst faule Kompromisse oder es sind ganz neue Partnerschaften.

Eine zweite Chance kann sehr gut und heilsam sein oder es kann ein lebenslanger Knacks zurückbleiben. Und wie man damit umgeht, soll an anderer Stelle erzählt werden.

 

Wie immer gilt: hier werden Klischees behandelt und selbstverständlich bestätigen viele Ausnahmen die Regel.

 

Mein lieber Freund Jan hat übrigens seine Freundin äußerst würdevoll ziehen lassen und was auch immer der Grund war, nach wenigen Wochen kam sie zu ihm zurück und er war bis zu seinem Lebensende sehr glücklich mit ihr.

 

Ein anderer Spruch von ihm lautet: „In der Liebe soll es keine Spielchen geben“.


Wenn du diesen Beitrag teilen, liken oder kommentieren willst, sei dir bewusst, dass du automatisch einen Teil deiner Privatsphäre aufgibst. Ich freue mich genauso über eine E-Mail oder Snailmail an Dr. phil. Ariane Windhorst, Heilpraxis für Psychotherapie (HeilpG), Cäcilienstraße 19, 30519 Hannover-Döhren oder einen Anruf unter 0163-2612934.