Entscheide Dich, wer zu dir gehört

Enttäuschungen und Krisen an  Weihnachten vorbeugen. Kommunikationspsychologie und Psychotherapie in Hannover-Döhren

Die Zeit wird KNAPP FÜR ENTTÄUSCHUNGSMANÖVER

Dass wir die enorm hohen Glückserwartungen an Weihnachten gar nicht alle erfüllen können, ist klar und je klarer es uns wird, desto schlimmer wird der Streß.

 

Dabei geht es natürlich auch heute wieder nicht um Geld, sondern darum, dass viele jetzt, ein paar Tage vor Weihnachten, merken, dass sie es nicht schaffen, der ROMANTISCHEN Superspezialkingsizedeluxe-Norm zu genügen, die an Weihnachten herrscht:

 

Alles soll vor Liebe triefen, alle waten durch kniehohe Sentimentalität, das Göttliche kommt in Form von Märchenwundern zu uns auf die Erde und unsere Angehörigen denken, an Weihnachten erfüllen wir ihnen alle Herzenswünsche, damit endlich das Happy End beginnt: Blinde können plötzlich wieder sehen, Lahme können plötzlich wieder gehen und kaputte Familienkonstrukte heilen, sobald ein Tannenbaum im Zimmer leuchtet.

 

Du bist enttäuscht oder Enttäuscher

 

Das ist einfach zu viel. Es ist Fiktion, es passiert in Filmen und Romanen - aber nicht im wahren Leben und diese romantische Erwartungshaltung ist allzuleicht zu enttäuschen (jaja, Ausnahmen bestätigen die Regel - und Ihr glaubt, Ihr hättet eine dieser romantischen Ausnahmen an der Angel).

 

Ich spreche im Folgenden beide an, Enttäuschte(-n) und Enttäuscher(-in) , das kann beim Lesen etwas irritierend sein, aber ganz oft ist man ja im Leben auch beides.

 

Anstatt Weihnachten auszutricksen, alles mit übertriebener Deko zu übertünchen und sich mit überteuren Konsumartikeln raus- oder reinzukaufen zu wollen, hilft es, Prioritäten zu setzen und rechtzeitig kleinere Erwartungshaltungen zu ermöglichen.

 

So traurig es auch klingen mag: an Weihnachten ist es unsere Aufgabe, die Enttäuschungen  so gering wie möglich zu halten

 

Wie wir als erwachsene Kinder mit unseren älteren Verwandten an Weihnachten umgehen können, wenn uns das alles nervt, habe ich im Blogeintrag vom 19.08.18 beschrieben, unter dem Punkt "Familienfeiern sind ein Problem". Heute gehe ich mehr auf Patchworkfamilien ein, bzw. auf Menschen, die sich vor einer Weile neu gebunden haben - oder sich davor drücken, sich neu zu binden.

 

Patchworkfamilien haben es an Weihnachten immer besonders schwer, weil sich stets jemand zurückgesetzt fühlt und beleidigt reagiert, nämlich die Person, die am Heiligen Abend nicht in den Genuss der Konstellation kommt, die sie sich als Familie wünscht.

 

Familie musst du dir aussuchen

 

Viele Patchworkmütter und -väter denken, sie hätten es im Griff, indem sie sich am Heiligen Abend aufsplitten: Erst zu Mutti, dann zum/zur Ex mit den Kindern und danach zum aktuellen Liebespartner, dort kann man dann auch sehr praktisch den Rest der Nacht verbringen. Schön, wenn es so einfach wäre. Am "ersten Weihnachten" nach der Trennung ist das noch akzeptabel, aber am zweiten schon nicht mehr. Die Lösung lautet: Du musst dich entscheiden.

 

Versuche nicht, es allen Recht zu machen

 

In Wirklichkeit ist mit der Splittinglösung keiner glücklich. Männer und Frauen, die sich nicht entscheiden können, wollen es nicht allen Recht machen, sondern nur sich selbst.

 

Sie denken, sie wählten das kleinste Übel, wenn sie jedem, der glaubt, familiäre Ansprüche zu haben, ein kleines Bißchen von sich zuteilen. Sie hoffen, dass es keine Szene gibt, kein Gemecker, keine Vorwürfe und vielleicht klappt das auch. Es kann tatsächlich sein, dass sich jeder in der Situation zusammenreißt. Wahrscheinlich ist aber auch, dass sich dabei unter der Oberfläche ein Horrorkabinett abspielt: Drama, Unglück und Tragödie kämpfen im Inneren darum, wer als erster raus darf.

 

Stundenproblem oder Lebensproblem?

 

Eine "Szene" ist an Weihnachten immer besonders schwer zu ertragen, daher man reißt sich vorher besonders zusammen und ist dann umso zerknirschter, wenn es ausgerechnet an diesen heiligen Feiertagen zum Streit kommt, die doch besonders friedlich, fröhlich und frohlockend sein sollen.

 

Doch wenn es dir gelingt, dich zusammenzureißen, die Komödie bis zum Zubettgehen durchzuhalten, dann ist das auch eine akzeptable Lösung. Denn wenn es nur ein Stundenproblem ist, dann kann man es weglächeln. Aber wenn es ein Lebensproblem ist, dann nicht. Und mache nicht den Fehler, ein Lebensproblem wie ein Stundenproblem zu behandeln. Ein Zahnarztbesuch ist ein Stundenproblem, eine Entbindung oder eine Weihnachtsfeier im Büro.

 

Mit einer Affäre Schluss zu machen, ist ein Stundenproblem, mit einem festen Partner oder einer Person, die sich für deinen festen Partner hält, Schluß zu machen, ist ein Lebensproblem. Wenn es ein Lebensproblem ist, dann solltest du es ernsthaft anpacken und dich nicht drücken. Das gebietet einfach der Respekt, findest du nicht?

 

Macht es Euch nicht so schwer, in dem Ihr es Euch nicht zu leicht macht: Entscheidet Euch, auch wenn es schmerzhaft ist und erst einmal Zorn, Ärger und eventuell sogar Tränen verursacht. 

 

Konsequenterweise erhalten die NEUEN Partner den Vorzug. Da gibt es gar nichts zu diskutieren. Wer denn sonst? Alte Partner gehören der Vergangenheit an und wenn du das Bedürfnis hast, mit ihm oder ihr an Weihnachten zusammenzusein, dann ist Eure Geschichte einfach noch nicht vorbei. Denn Familie ist da, wo du Weihnachten sein möchtest. Und wenn du Weihnachten nicht mit einer bestimmten Person zusammen feiern mchtest, dann möchtest du auch nicht, dass sie zu deiner Familie gehört. Mach dir das bewusst.

 

Auch wenn du deine Kinder an Weihnachten nicht enttäuschen willst:  hättest du den anderen Elternteil nun einmal nicht verlassen, wäre es möglich. Durch Eure Trennung ist es nicht mehr möglich, die Kinder müssen enttäuscht werden, was hast du denn gedacht? Deine Entscheidung hat Konsequenzen, die du nicht übertünchen solltest. Man kann nicht beides haben: einen neuen Partner und die Illusion einer heilen Familie an Weihnachten. Dieses Doppelspiel funktioniert nur auf Kosten der Wahrhaftigkeit, das sind Pralinen aus Scheiße.

 

Nur wenn du dich zur neuen Partnerschaft bekennst, hat der Rest der bisherigen Familie die Chance, sich neu zu orientieren, frei zu werden, ein neues Lebensmodell aufzubauen und sein Glück zu finden.

 

Und andersherum betrachtet: Wenn die neuen Partner an Weihnachten nicht den Vorzug erhalten, sind sie auch nicht die neuen Lebenspartner, dann gehören sie nicht zur Familie sondern sind vielleicht doch nur gute Freunde oder Affären oder Notlösungen, jedenfalls sind sie nicht Number One in deinem Leben.

 

Das nicht wahrhaben zu wollen, der Festhalten an Wunschvorstellungen, falsche Bekenntnisse und inkonsistentes Verhalten verursachen diesen Streß, dieses Horrorgefühl, wenn die Person, die du liebst, an Weihnachten nicht bei dir ist. Du hast die Wahl, die Scheißpralinen zu schlucken - oder nicht. Warum fällt es dir so schwer, sie abzulehnen? Sie tun dir nicht gut. Entscheide dich gegen das Familientheater und für deine neue Liebe, wenn du sie wirklich liebst und entscheide dich für die Familie und gegen die neue Liebe, wenn du deine Familie mehr liebst. Aber mache keine faulen Kompromisse, mach keine Scheisspralinen, sondern gehe über Los, und fang nochmal von vorne an.

 

Es wäre fair, den Enttäuschten die Möglichkeit zu geben, sich mit ihrer Rolle anzufreunden.

 

Triff  als Enttäuscher deine Entscheidung also nicht zu so spät, also nicht erst am 24.12. - sei nicht gemein, sei kein Feigling. Gib deinen Ex-Angehörigen oder Möchtegernangehörigen möglichst viel Zeit, sich darauf einzustellen, Freunde einzuladen, sich woanders einzuladen oder einen Wanderurlaub zu buchen.

 

Kannst du keine Entscheidung treffen? Dann hast du schon eine getroffen, nämlich für  deine eigene Feigheit. Wie man RICHTIG Schluss macht, ist wirklich eine Frage der Kommunikationspsychologie, kurz gesagt: wenn du dich "ehrenhaft" verhältst, kannst du nichts falsch machen.

 

Wenn du nicht zu denen gehörst, die klare Entscheidungen treffen können, suche dir Hilfe, die dich dabei unterstützt, nicht so viel Schaden und Schmerzen zu verursachen. Du hast schließlich eine Verantwortung für die Menschen, die dich lieben und du solltest bereit sein, dir für sie etwas mehr Mühe zu geben.

 

Spielst du die Opferrolle gern?

 

Wenn du zu denen gehörst, die Opfer einer entscheidugsunfähigen Person sind, dann kannst du deinen Stellenwert genau daran ablesen, wie der Kompromiss ausfällt: Wenn du an Weihnachten nicht dabei bist, gehörst du nicht zur Familie. Auch wenn die Erkenntnis wehtut, verschieße dich ihr nicht länger. Miss dein Gegenüber NICHT an seinen Aussagen, sondern nur an seinen Taten.

 

Das Objekt der Begierde mag zwar behaupten, es liebe dich, aber es liebt etwas anderes mehr: nämlich die Person, die statt deiner an Weihnachten den Vorzug erhält, ganz einfach, denn die will sie schonen, dich nicht. Das Problem, die Krise, der Schmerz ensteht nur, weil du das nicht glauben willst.

 

Stehe zu deinem Partner - wenn nicht an Weihnachten, wann dann?

 

Oft wird argumentiert, dass man den schlechteren weihnachtlichen Platz akzeptieren müsse, weil schließlich die besseren Nerven, die breiteren Schultern habe, die bessere Position, die größere Geduld - gemeint ist: weil man das mit sich machen lässt.

 

Bitte finde dich nicht damit ab, an zweiter Stelle zu kommen, sondern verzichte auf den zweiten Platz. Gib diesen lächerlichen Platz frei, gib die Person frei. Verzichte auf ihre Nähe, selbst wenn Ihr Kinder habt.

 

Wie man es den Kindern trotzdem einigermaßen schön machen kann, ist Verhandlungssache, ebenso mit Eltern und Schwiegereltern, die auf jeden Fall in der zweiten, bzw. dritten Reihe stehen, wenn Ihr Euch neu gebunden habt. Wenn sie das stört, ist das ihr Problem, siehe Blogeintrag vom 19.08.18. (und wenn du tatsächlich deine Mutter deiner Frau vorziehst, suche dir bitte einen Therapieplatz, da gibt es was in deiner Kindheit, das man sich genauer anschauen sollte).

 

Schluss ist weil Schluss ist. Und wenn es noch wehtut, ist es noch nicht vorbei

 

Das Ende eines Familienverbundes ist schwer zu verkraften und wenn du anfängst, loszulassen, wird es leichter und leichter. Pseudofamilienmitglieder sind wie falsche Freunde: du willst sie nicht. Der Ablösungsprozess ist schmerzhaft, bedauerlich und traurig, aber wenn du festhältst, wird es schwerer. Da ist es wieder, mein Lieblingsthema: Loslassen heißt, den Schmerz loszulassen.

 

Und wenn du noch kämpfen willst, noch Kraft hast und dir gute Chancen ausrechnest, zu gewinnen, dann ist es also doch noch nicht schlimm genug. Dann muss das ja ein Prachtexemplar sein, dieses Wesen, das sich nicht für dich entscheiden kann... Dann kämpf mal schön.... Und viel Spaß mit dem Geschöpf, dass bei dir bleibt, wenn du gewinnst und es verliert.

 

Nichts ist schwerer, als jemanden aufzugeben, den man liebt, aber wenn diese Person einem nicht gut tut, muss man sie aufgeben. Sie wird sich nicht ändern.

 

Niemand möchte Weihnachten alleine sein, aber wenn du es einmal ausprobiert hast, stellst du fest, dass es ganz okay ist (besonders, wenn man die Tipps vom 27.11. im dem Blogeintrag von Mariam beherzigt.)

 

Es fühlt sich vielleicht etwas komisch an, Heilig Abend alleine zu verbringen, aber nicht so komisch, wie mit einer Person, die einen nur ein halbherzig liebt.

 

Und noch etwas: Wenn du davon träumst, alle Patchworkfamilienmitglieder würden eines Tages zusammen mit all deinen Verflossenen fröhlich an einer großen Tafel sitzen und sich gegenseitig die Rotkohlschalen reichen, dann träume ruhig weiter. Das ist eine Utopie. Aber Wunder geschehen.

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