Wer liebt, beschützt

Die Qualität deiner Beziehung kannst du an der Qualität eurer Kommunikation ablesen

Ein Mensch sagt dir, dass er dich liebt, aber er verhält sich nicht so? Dann liebt er dich nicht genug oder er versteht deine Bedürfnisse einfach nicht richtig.

 

Fest steht, es besteht ein Missverhältnis.  Keiner sollte sich erniedrigen, um die Liebe des anderen zu entfachen. Das funktioniert auch nicht auf Dauer, entweder explodiert man oder man wird krank. Heute geht es wieder darum, GESUND ZU BLEIBEN.

 

Jeder Gesunde kann lernen, ein Gleichgewicht herzustellen, es ist sehr schwierig, aber nicht unmöglich, wie ich in meiner Praxis für Psychotherapie in Hannover-Döhren festgestellt habe. Der Schlüssel ist - wie so oft - Respekt und Kommunikation.

 

Beim Sex ist es nicht unbedingt immer hilfreich, seine Würde behalten zu wollen, hier werden die Grenzen zwischen spassig und schmutzig weit gedehnt, aber solange sich beide einig sind, ist alles erlaubt.

 

Das gilt in allen anderen Bereichen der Partnerschaft auch: Immer, wenn du nicht ganz sicher bist, ob etwas nun wirklich gut oder schlecht ist, was man von dir verlangt, dann stell die Testfrage: Tut das weh? Und wenn du zu der Erkenntnis kommst, ja, dann lehnst du diesen Vorschlag freundlich ab: "Nein, Danke, das ist nicht das Richtige für mich", so ist das üblich. Der andere denkt sich, achso, na gut, aber wir haben es wenigstens probiert und Ende der Geschichte.

 

ABER: EIN KOMPROMISS IST KEIN ANSCHLAG AUF DEINE WÜRDE

 

Das Hauptproblem an der Lösung ist leider, dass es manche Menschen für unter ihrer Würde halten, einen Kinderwagen zu schieben, das Klo sauberzumachen oder die Klamotten der verstorbenen ersten Ehefrau aufzutragen. Moment mal, das letzte ist doch aber schon irgendwie schräg, oder? Ja, das war ein Test. Ich wollte nur sehen, ob Ihr wirklich aufmerksam weiterlest.

 

Also, Widerwillen allein ist noch kein zuverlässiges Zeichen von Würdelosligkeit bei dem, was Ihr tun sollt. Manchmal schätzt man das falsch ein und in Wirklichkeit stecken niedrige Beweggründe dahinter wie Faulheit und Geiz oder einfach nur Unwissenheit, bzw. Naivität. Ein Klo sauber zu machen, Unterwäsche selber zu waschen, anderen einen kleinen Gefallen zu tun, ist nicht würdelos, Geld für den Partner auszugeben, ist nicht würdelos. Aber alles ist relativ.

 

Kompromiss oder Erpressung

 

Wenn ich sage, dass JEDER in einer erwachsenen Partnerschaft bereit sein muss, Kompromisse einzugehen, dann klingt das kiki, aber ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass dies das Hauptproblem in jeder kriselnden Beziehung ist: was ist noch ein Kompromiss und was ist schon eine Erpressung?

 

Eigentlich fühlt man das, aber manchen Personen ist die Fähigkeit abhanden gekommen, sie lassen sich erpressen und denken, das wäre der Kompromiss, damit der andere glücklich ist und sie nicht verlassen werden und sonst womöglich alleine dastünden.

 

Meine Einstellung dazu kennt Ihr ja....

 

Sehr häufig erzeugt diese alltägliche Verwechslung von Erpressung und Kompromiss einen Teufelskreis aus EROTISCHER UNLUST und noch mehr UNZUFRIEDENHEIT, woraus wiederum echte Krisen entstehen können. Aber es geht hier nicht in erster Linie um Sex, wie oben bereits gesagt, sondern um alltägliche Selbstverständlichkeiten, die offenbar nicht selbstverständlich sind.

 

"Wenn ich frage, ob wir das und das machen können, dann gibt es Streit, also mache ich das gar nicht erst" oder andersherum: "wenn ich etwas NICHT mache, dann gibt es Streß, also lasse ich es halt über mich ergehen, ehe ich stundenlang diskutieren muss."

 

Das betrifft nicht nur so existentielle Bereiche, wie finanzielle Sicherheit, Gesundheitsvorsorge, Kommunikationsverhalten sondern auch oft diese alltäglichen Kleinigkeiten, wie die Funktionalitäten im Alltag, Urlaub,   - und ja: Sex ist auch Kommunikation. Darauf komme ich weiter unten noch einmal.

 

Was mich wundert, ist die Unfähigkeit darüber zu reden, was wehtut und die Unwilligkeit, Kompromisse eingehen zu wollen. Wie kommt das?

 

Denn Partnerschaft ist keine Verbindung von Herrschendem und Unterworfenem, sondern eine Verbindung zwei Menschen, die einnen möglichst langen Weg gemeinsam durchs Leben gehen wollen. Oder nicht?

 

Partner sind Menschen, die sich zusammentun, um gemeinsam zu leben und das bedeutet, sich gegenseitig zu unterstützen, zu schützen, zu helfen und eine Arbeitsteilung, dass jeder das macht, was er am besten kann und wenn er mal etwas tun soll, was er nicht so gut kann, dann lernt er es, um den anderen zu entlasten. usw.,.

 

Ich erhalte immer öfter den Eindruck, als sei Partnerschaft ein Machtspiel und der, der weniger liebt, setzt sich durch

 

Das macht den, der mehr liebt, unglücklich und weil Paare nicht wissen, wie sie aus diesem Dilemma entkommen können, kommen sie zu mir. Das macht mich schon wütend. Nicht falsch verstehen, ich freue mich natürlich, wenn Ihr zu mir kommt, aber warum liebt Ihr Menschen, die drohen, Euch zu verlassen, wenn Ihr nicht macht, was sie wollen?

 

Wie kann man jemanden lieben, der einem nicht gut tut?

 

Das ist eben das Wesen der Liebe. Sie ist unvernünftig. Jemanden zu lieben, der perfekt zu einem passt, ist ja kein Kunststück. Außerdem dachte man ja, als man sich verliebte, dass diese Person einem guttut. Und dann kam die Enttäuschung. Und noch eine und noch eine und diese andere Person behauptet ja, sie würde einen lieben und sie glaubt das vielleicht auch wirklich, aber trotzdem geht es einem schlechter und schlechter und je weniger man sich beschwert, umso mehr denkt der andere Mensch, ja, geht doch.

 

Du musst deine Wünsche äußern, wie ich bereits mehrfach ausführlich erklärt habe. Auch wenn es wahnsinnig schwer ist und der andere fluchtartig den Raum verlässt, sobald du anfängst mit: "Liebling, wir müssen reden". Es gibt viele andere Wege, jemanden dazu zu bringen, einem zuzuhören. Vielleicht wähslt du mal einen neuen Kommunikationskanal.

 

Und auch hier gibt es ein grundlegendes Missverständnis, dass viele Menschen denken, Sex wäre direkt proportional zur Liebe. Daneben gibt es aber anscheinend genausoviele Personen, die das nicht denken.

 

Meine Freundin Dany, ebenfalls Heilpraktikerin für Psychotherapie, pflegt bei diesen Themen stets den folgenden außerordentlich vielschichtigen Aphorismus in die Diskussion einzuwerfen:

 

"Männer geben Liebe um Sex zu bekommen und Frauen geben Sex um Liebe zu bekommen"

 

Diese Beobachtung ist einerseits tröstlich und andererseits beschämend. Ist sie wahr? Was meint Ihr?

 

Keine faulen Kompromisse machen

 

Man spürt, dass ein Kompromiss faul ist, wie gesagt, wenn er schmerzt, aber manche denken, nur weil sie einen Kompromiss eingehen, hätten sie den Disput verloren und nur, weil sie sich nicht durchsetzen konnten, fühlt sich für sie ganz einfach jeder Kompromoss faul an. 

 

Tja.

 

Dann passt Ihr nun einmal nicht zusammen und müsst Euch trennen. Ganz einfach. Wenn es den anderen nicht glücklich macht, dich (zumindest ab und zu mal) glücklich zu sehen, dann ist es keine Liebe.

 

Andere denken, wenn man geliebt wird, dann läge das daran, dass der andere einen wundervoll findet und deshalb schließen sie, sobald der andere dann doch einmal Kritik äußert, dass sie nicht geliebt werden. Ebenfalls ein Trugschluss.

 

Was man aber sagen kann ist, dass es mehr Momente in einer Beziehung geben muss, in denen man sich einig ist, sich blind versteht, den selben Geschmack hat, Ihr also ein Team seid, um genau zu sein: PARTNER - als es Momente geben sollte, in denen ein Kompromiss ausgehandelt werden muss.

 

Fest steht: Keiner sollte sich erniedrigen, um die Liebe des anderen zu entfachen.