Über die Gemeinheit - Vom Umgang mit Intriganten

Niemand ist ohne Grund gemein zu dir. Aber ehe du denkst, dass du es schon irgendwie verdient hast, dass jemand gemein zu dir ist, drehen wir den Spieß einmal um und schauen uns die Gründe an, aus denen der oder die Gemeine überhaupt gemein ist.

 

Gemeinheit ist die Aggressivität der Charakterlosen. Solche Menschen haben ihr Rückgrat irgendwann verloren und können ihren angestauten Frust nicht in vernünftige Bahnen lenken. Sie sind selbst frust- und angstgetrieben, gestehen sich das jedoch nicht ein und nutzen am liebsten nur ganz kleine Ventile, um sich von Form von Sticheleien, Hinterhältigkeit oder Demütigungen bis hin zu Mobbing, perfide Erleichterung zu verschaffen. Das Gefühl der Überlegenheit entsteht für sie, wenn sie die Unterlegenheit anderer spüren - und das tut ihnen gut. Die Ventile, die sie bei dir vermuten, schauen wir uns weiter unten noch genauer an.

 

Die Gemeinen bilden die mediokre, aber allein aufgrund ihrer großen Masse nicht minder gefährliche Vorstufe derer, die man der "Dunklen Triade" zuordnet. Das wiederum ist ein hochinteressanter Persönlichkeitsmerkmal-Komplex, der aus Narzissmus, Machiavellismus und (subklinischer) Psychopathie besteht. Diese Klientel ist nicht durchschnittlich, gewöhnlich oder mittelmäßig, sondern überdurchschnittlich raffiniert, berechnend, manipulativ und oft leider auch intelligent. Sie können tatsächlich ins Bösartige Richtung Sadismus abdriften. (vgl.  Blogbeitrag "Über den Umgang mit Narzissten")

 

Immer hinten herum, um eine Konfrontation zu vermeiden

 

Die mediokren, mittelmäßigen und gewöhnlichen Gemeinen sind gleichzeitig feige, denn konkret und unumwunden direkt können Sie mit dir nicht sprechen. Sie sind die Meister des "Hintenrum", nur so können Sie sich überlegen fühlen. Wenn sie Aug in Aug mit dir streiten würden, könntest du ja (bessere) Gegenargumente haben und dann würden sie sich sicher wieder unterlegen fühlen. Gemeine können Gegenargumente nicht ertragen, diese empfinden sie als Erschütterung ihres Selbst, also als Bedrohung. Um eine Konfrontation zu vermeiden, steigern sie sich auch sehr gerne zweitweise in die Idee hinein, der oder die Andere sei BÖSE. Sie glauben dann sogar, sich vor dir schützen zu müssen. Eine Person zu dämonisieren, ist immer ein Zeichen dafür, ihn oder sie nicht verstehen zu WOLLEN - aus Angst, Dummheit, Bequemlichkeit - oder eben Gemeinheit.*

 

Natürlich gibt es richtig bösartige Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung, um die geht es hier jedoch nicht. Es geht heute um den kleinen Fiesling von nebenan, der merkwürdig viel Energie darauf verwendet, dich klein zu machen. Davon gibt es leider viele, wie die Etymologie schon zeigt: der Begriff "gemein" heißt eigentlich "mehrheitlich", "die meisten", "allgemein", daher auch "Gemeinwesen" oder "Allgemeinheit" oder der "gemeine Feldhamster", um auszudrücken, dass diese Sorte halt am häufigsten von allen Hamstern vorkommt. In der Alltagssprache wurde daraus GEWÖHNLICH. DURCHSCHNITTLICH. Einfache Soldaten ohne Dienstgrad wurden im deutschen Heer bis 1918 als "Gemeine" bezeichnet.**

 

Aggression ist immer ein klares Anzeichen für Minderwertigkeitsgefühle, Gemeinheit ist immer ein unklares Anzeichen.

 

Du erkennst Gemeine immer daran, dass Sie dir nie gerade heraus ihre Wahrheit sagen können. Leider können wir nie wissen, ob uns jemand die Wahrheit sagt, das macht die Sache leider noch schwieriger. Vor einer offenen Konfrontation haben Menschen mit Minderwertigkeitskomplex regelrecht Panik, daher versuchen sie alles, um diese zu vermeiden. Es ist ihnen auch nicht peinlich, als Mittel zum Zweck, vorne herum zu schleimen, denn sie wissen, dass sie eine freundliche Fassade vor Konfrontation schützt. Um die Sache noch komplizierter zu machen: Gemeine haben auch nicht so sehr vor der Konfrontation Angst, sondern aus dem, was folgt: Einigung, Kompromiss.

 

Das bedeutet für sie Niederlage, Kapitulation. Sie vermitteln einem das Gefühl, als würde ihnen dieser Kampf keine Energie rauben, sondern eher noch geben. Sie empfinden jedes Ausweichen einer Konfrontation als gewonnene Schlacht und jedes Erniedrigen ihrer Gegner auch. Das gibt ihnen Lebensenergie (Energievampiere). Und den anderen wird die Energie geraubt. Leider steigert dieses Verhalten den Frust ihres Umfeldes und das ist das Problem, um das es heute geht:

 

Gemeine und Intriganten lassen dich für ihren Minderwertigkeitskomplex büßen

 

Gemeinheit kann auch ein Vorzeichen für einen großen Knall sein, der droht, wenn der Frust sich nicht bald entladen kann. Logischerweise lassen Gemeine ihre volle Aggroblase dann bei einer schutzlosen Person platzen, die sich nicht wehren, nicht weglaufen und keine Hilfe holen kann. Manche lassen ihren Frust an ihren Haustieren aus (wohingegen Tierquälerei ein sicheres Zeichen für die Dissozale Persönlichkeitsstörung). Variante B ist die, dass sie dich mit kleinen Gemeinheiten einfach nur loswerden wollen. Du vermittelst ihnen das Gefühl, unterlegen zu sein und das ertragen sie nicht. Du musst weg. Aber weil du nicht klein und hilflos bist, sondern bei einer Konfontation siegen würdest, müssen sie dich ohne Konfrontation vergraulen. Das dauert länger, aber wie gesagt, ihnen gibt dieser Kampf Energie, dir raubt er sie.

 

Andererseits kann auch jeder gesunde Mensch gelegentlich Phasen des Gemeinseins erleben, das ist noch kein Grund, zum Psychiater zu laufen, aber wenn Gemeinheit zum unabänderlichen Charakterzug geworden zu sein scheint - dann ist es Zeit für die Angehörigen oder Kollegen solcher Leute, sich Hilfe zu suchen. Denn genau wie bei einer klassischen Persönlichkeitsstörung leiden nicht die Gemeinen nicht oder nur sehr selten selbst unter ihrer eigenen Gemeinheit, sondern deren Umfeld: Familie und Mitarbeiter, also alle, die sich nicht entziehen können.

 

Was kann man dagegen machen?

 

Bevor wir über Copingstrategien sprechen, müssen wir noch genauer auf die Ursachen schauen: Gemeine Menschen leiden durchaus - und zwar unter Neid, Eifersucht, Verlassens- und Versagensängsten, also einem Minderwerigkeitskomplex. Sie verkraften es nicht, dass andere zufriedener, gelassener, glücklicher sind, bzw. bessere Ergebnisse haben, weil sie befürchten, diese könnten auf sie herabschauen oder sie nicht genügend wertschätzen. Anstatt an ihrer eigenen Erahenheit zu arbeiten, ziehen sie es vor, andere runterzumachen (vgl. Radfahrersyrdom: nach unten treten).

 

Was in ihrem Inneren genau abgeht, kann dir eigentlich egal sein, denn es gibt immer nur ein Ergebnis: Strafe. Strafe dafür, dass es dir besser geht - man könnte es auch Rache nennen. Wenn sie nicht glücklich sind, sollst du auch nicht glücklich sein. Du sollst nicht auf sie herabschauen (können), du sollst dich nicht als etwas Besseres fühlen, weil sie denken, du hättest es auch nicht besser verdient als sie. Beziehungsweise denken sie meist gar nicht, dann würden sie ja merken, welchen Unsinn sie da verzapfen, sondern sie fühlen es nur subtil. Es geschieht unbewußt und sie wähnen sich im Recht. Das ist für alle Beteiligten zermürbend und der Versuch, diese Menschen zu ändern, wird scheitern - Achtung, da ist es wieder: du kannst nur dich selbst ändern - und das ist mühselig.

 

Was kann man also nun wirklich dagegen tun?

 

Dagegen kann man nichts machen. Du brauchst auch gar nichts dagegen zu machen. Du musst dir nur vergegenwärtigen, dass dieser Mensch Probleme hat, die er zu deinen Problemen machen möchte. In Wirklichkeit will er wahrscheinlich nur in den Arm genommen werden, kann das aber nicht zugeben. Es ist eine verdammte Zwickmühle: egal was du machst, es wird gegen dich ausgelegt.

 

Zeigst du dich stark, vergrößerst du möglicherweise einen vorhandenen Minderwertigkeitskomplex und das Verhalten des Gemeinen wird nur noch schlimmer. Zeigst du dich schwach, gewinnst du zwar etwas Zeit, aber verlierst deine Lebensqualität. Der zusätzliche Nachteil ist, dass der Gemeine denkt, du hättest alles eingesehen, weil du dich fügst und er könne weiterhin so mit dir umspringen. Er lernt, dass es funktioniert. Ziel erreicht.

 

Der Gemeine macht das mit dir, weil du es mit dir machen lässt

 

Das einzige was du tun kannst, ist: dich selbst zu verändern. Diese Menschen verlieren ihren Beißreflex, wenn du aufhörst, dich beißen zu lassen, also Schwäche zu zeigen. Dadurch, dass sie hinterlistig sind und die offene Konfrontation scheuen, müsstest du den ersten Schritt tun und sie angreifen, was nicht deinem Naturell entspricht und auch, wenn du mutig das Gespräch suchst, wird dieser Schachzug als Schwäche gewertet, denn sie sehen, dass sie dich zum Grübeln gebracht haben und werten es als Triumph, dass du auf sie zugegangen bist. Ziel erreicht: Du schenkst ihnen Aufmerksamkeit (Energie), du hörst ihnen zu - und sie wichen scheinheilig deesaklierend aus, bis z müde wirst und aufgibst.

 

Die Politik der winzigkleinen,  superfreundlichen Nadelrückstiche

 

Also brauchst du keinen Gegenangriff zu starten, selbst wenn du all deinen Mut zusammen nehmen könntest, es führt zu nichts. Aber du kannst punktuell, bei jeder kleinen Bemerktung, bei jedem falschen Satz, bei jedem Gerücht,  das dir zu Ohren kommt, kurz und knapp fragen: "wie meinst du das?" und ggf. deinen Standpunkt freundlich, kurz, knapp und sachlich klarmachen und damit indirekt dein Recht auf Unversehrtheit verdeutlichen.

 

Wenn das nicht hilft, musst du dich diesem Menschen entziehen und manchmal hilft sogar nur die Androhung, jemanden zu verlassen, denn in Wirklichkeit wollen Sie dich ja nur loswerden, wenn du sie entlarven kannst, also am liebsten nie.

 

Weglaufen ist eine Lösung

 

Du kannst nicht weggehen? Doch du kannst. Ich habe ja nicht gesagt, dass es leicht ist, dass du dann keine Nachteile hast. Ich meine nur, dass du nicht an die Heizung gekettet bist. Du kannst aufstehen und gehen.*

 

Behalte diese Freiheit im Hinterkopf. Und wenn du innerlich bereits bist, zu emigieren, also Schluss zu machen und diese Person zu verlassen (nicht nur Partner kann man verlassen, auch Freunde Kellegen, Verwandte), dann bittest doch um ein (letztes?) Gespräch. Mit dieser Haltung kannst du vielleicht doch noch etwas retten, aber stelle dich darauf ein, dass die Chancen gering sind.

 

Versuche dabei nicht aufgeregt zu sein, nicht zickig, nicht wehklagend, nicht vorwurfsvoll. Zunächst wird dir das Gespräch lange und oft verwehrt, aber dieser Mensch kann dir ja nicht ewig ausweichen.

 

Beginne damit, die Bedürfnisse deines Gegenübers aufzuzählen und fahre fort, deine Bedüfnisse aufzuzählen. Dazu musst du natürlich zu Wort kommen. Wenn der Gemeine einen Monolog hält, kannst du anschließend fragen, ob er  (oder sie) fertig ist und dann deine Argumente bringen. Sprich in Ich-Botschaften, sag, dass du unglücklich bist und dass du dich nach einer Veränderung sehnst, bei der beide sich gegenseitig mit Respekt begegnen.

 

Cool bleiben, keine Vorwürfe äußern, sondern nur Respekt einfordern

 

Dann frage, ob ein Kompromiss vereinbar ist und wenn ja, dann schreibt Ihr den auf, Ihr macht also eine Art Vertrag. Und wenn kein Kompromiss möglich ist, dann musst du eben gehen. Dann pack deine Sachen und hau ab.

 

Vielleicht möchtest du, bevor zu gehst, lieber dein "Leben danach" erst einmal in Ruhe vorbereiten. Dann tu das, denn impulsive Entscheidungen sind selten gut. Spiele alle Möglichkeiten und Szenarien durch und lass dich von Dritten beraten, welche Optionen es darüber hinaus noch gibt, die du vielleicht bisher noch gar nicht gesehen hast. Außerdem hast du Rechte, die du auch einfordern kannst oder ggf. sogar einklagen musst, wie z.B. Ehegattenunterhalt.

 

Fakt ist: eine Trennung verläuft nie ohne Schmerzen und kostet immer mehr Geld, als man bereit ist, auszugeben. Das gilt auch für das  Loslassen von Menschen, die gemein zu dir sind. 

 

An einem Punkt machst du eine Schlussrechnung auf und schaust, ob die bereit bist, den Preis für die Trennung von dieser Person zu bezahlen, die gemein zu dir ist - oder ob er dir doch noch zu hoch ist. Wenn er dir noch zu hoch erscheint, dann ist die Situation also noch nicht schlimm genug. Dann bleibst du eben noch länger.

 


 

*Solltest du Opfer von häuslicher Gewalt sein, geh bitte zur Polizei, dort wird dir geholfen und jede Kommune hat Programme, um Personen in einer solchen Situation zu helfen - in diesem Blogbeitrag geht es nicht um körperliche Gewalt und auch nicht um dissoziale Persönlichkeitsstörungen.

** Heute nennt man sie Gefreite. Das hat nichts mit dem Freien zu tun, also der Absicht zu heiraten, sondern damit, dass sie ursprünglich von der Wache befreit waren. 

***Darf mal also Hitler, Stalin, Mussolini, Mao und Co nicht dämonisieren, obwohl sie doch bewiesenermaßen böse und brutal waren? Doch, natürlich darf man sie dämonisieren, aber wer ihre Beweggründe wirklich versteht, ihren Minderwertigkeitskomplex, ihre Banalität (vgl. "Banalität des Bösen"), ihre geistige (und bei Göbbels auch körperliche) Behinderung, das Leiden unter ihrer Mittelmäßigkeit, also ihren Minderwertigkeitskomplex, der braucht sie nicht mehr zu dämonisieren. Man erkennt, dass die Ursache für ihre Grauenhaftigkeit keine teuflische Macht ist, sondern zutiefst menschlich: Schwäche. 

 

Das Problem ist, dass diese Männer gleich eine neue Gesellschaftsordnung durchsetzten (Nationalsozialismus, Kommunismus, Faschismus), die Mainstream nicht mehr nur als Norm definierten, sondern als GEBOT und später als Gesetz. Abweichungen wurden kriminalisiert und diabolisiert. Das war die Rache des kleinen, gemeinen Mannes an denen, die er nicht verstand und von denen er glaubte, dass sie dächten, sie wären etwas Besseres als er und die er als Verursacher dafür identifizierte, dass er sich schlecht fühlte. Habe ich das verständlich ausgedrückt? 
 

Diese Menschen strebten sozusagen das Goldene Mittelmaß für Alle an, damit sie sich nicht mehr als Außenseiter fühlen mussten und gleichzeitig wollten sie andere unterdrücken, um sich selbst erhaben fühlen zu können. Das erkennt man an auch daran, dass sie der Zivilgesellschaft ihren Uniformen-Kult auferlegten. Und an ihren Problemen mit Künstlern, Intellektuellen und generell mit (starken) Frauen

 

Und es gab nicht genügend Menschen, die sich ihnen entgegen gestellt haben. Das liegt in der Natur der Sache: auch wenn Frauen in der Überzahl sind, bleiben Künstler in der Minderheit, Intellektuelle, LBGTQ, Außenseiter, Nonkonformisten, etc. (nicht zu verwechseln mit den heutigen Querdenkern, aber die sind zum Glück auch nur eine wütende Minderheit). Stattdessen gab es Anfang des 20. Jahrhunderts haufenweise mittelmäßige Mitläufer, die sich auch eine Steigerung ihres persönlichen Wohlbefindens versprochen haben, wenn sie den späteren Diktatoren folgten. 

 

Bürgerlichkeit wurde als kein anzustrebender Zustand gewertet und Kleinbürgerlichkeit ist bis heute ein Schimpfwort. Die Lösung ist: zu lieben, was ist. Sich klarzumachen, dass man ein normaler Mensch ist, der wahrscheinlich niemals einen Nobelpreis erhalten wird und sich nicht nur damit abzufinden, sondern zu lernen, es zu genießen. Gleichzeitig nicht alles als Gefahr abzustempeln, das man nicht versteht, sondern als exotische Spielart und Bereicherung der verfügbaren Ausdrucksformen, wie Musicals, Tätowierungen und Schuhfetischismus, die auch niemandem schaden.


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