Wohnungen sind wie Bücher - man kann sie lesen

Zusammenziehen, Einsamkeit überwinden, Kommunikation von unbelebten Gegenständen, Ariane Windhorst

beEnde Deine Einsamkeit durch eine Einladende  wohnung

Es mag trivial klingen, aber ziemlich oft erzählen mir Frauen, dass sie einen neuen Mann zwar sehr reizvoll finden, aber seine Wohnung nicht - und es stört sie so sehr, dass sie nichts darin ändern dürfen, sodass sie sich überhaupt nicht willkommen fühlen. Wie soll das erst werden, wenn man zusammenzieht? Auch Männer erzählen mir, dass sie die Unordentlichkeit ihrer neuen Flamme nicht ertragen können und sie versichern mir (nicht ihr!), dass sie niemals mit so jemandem zusammenziehen wollen. Heute geht es um Kompromissfähigkeit, Bindungswillen und schlechten Geschmack.

 

In der Feng Shui-Lehre heißt es, dass man, wenn man einen Menschen in sein Leben einladen möchte -  auch wenn er noch gar nicht am Wahrscheinlichkeitshorizont aufgetaucht ist - schon einmal Platz für ihn schaffen sollte. Da geht es ganz konkret darum, ob auf der Ablage noch Platz ist für seinen Rasierpinsel. Und ich finde diesen Ansatz gar nicht schlecht.

 

Reif für eine Beziehung?

 

Da geht es noch gar nicht um das Problem inkompatibler Einrichtungs- und Wohnstile, sondern nur erst einmal darum, sich bewusst zu fragen, ob man überhaupt darauf eingestellt ist, sein tag-tägliches Leben mit jemand anderem zu teilen. Und ob da überhaupt Platz ist für eine zweite Person.

 

Die Frage der Einrichtung wird dabei im Westen wie im Osten allgemein als unwichtig belächelt, aber in Wirklichkeit stört es viele Menschen, wenn der (zukünftige) Partner einen anderen Geschmack hat und sie befürchten, dass dies ein Zeichen dafür ist, dass man allgmein nicht zusammenpasse - und in 50 Prozent der Fälle haben sie, meiner Erfahrung nach, damit auch recht.

 

Geschmacklosigkeit ist nicht das Problem

 

Die anderen 50% können sich entspannt zurücklehnen: sie haben es mit einem Menschen zu tun, der keinen schlechten Geschmack hat, auch keinen guten, sondern GAR KEINEN: solchen ist es egal, wie sie eingerichtet sind. Die sind wie die Schweiz, man kommt immer gut mit ihnen zurecht, wenn die Gegenleistung stimmt. Und was ist falsch daran? Diese Partner ziehen mit dir zusammen, weil sie sich auf regelmäßigen Sex, regelmäßige warme Mahlzeiten und die Hälfte der Miete freuen.

 

DAnn gibt es noch eine Gruppe, die hat auch keinen Geschmack, aber sie möchte sich beim Einrichten nicht unterbuttern lassen. Ihnen muss man das Gefühl gehen, dass sie mitentscheiden dürfen, sonst werden sie unwirsch.

 

Das große Problem aber sind die mit einem Geschmack, der sich erheblich von deinem unterscheidet. Hier kommt es auf worauf an, liebe Freunde? Ja, genau, um Respekt und Kompromissfähigkeit, wie immer.

 

Du kannst leben wie du willst, solange du allein bleiben möchtest

 

Wenn man jemanden nur als Gast bewirtet, reicht es, alles weitgehend sauber und orgdentlich zu halten und etwas Leckeres hinzustellen, denn Gäste wollen und sollen sich ja nur kurzzeitig wohlfülen.

 

Will man jedoch jemand anderen möglichst kompllett in sein Leben einladen, ist es günstig, einige komplexere Regeln zu beachten, denn auch Möbel, Bilder, Textilien und Dekogegenstände sprechen eine gewisse Sprache und die kann abweisend, gar abstoßend sein - oder eben einladend.

 

Wenn man also nicht länger alleine leben will, ist es die Kunst, eine Wohnsprache zu sprechen, die möglichst viele verstehen.

 

Lieber zu leer als zu voll

 

In der Phase bevor ihr zusammenkommt, solltest du durch deine Wohnung gehen und alles daraufhin überprüfen, ob ein anderes Wesen, das möglicherweise einen abweichenden Geschmack hat, aber sonst ein guter Mensch ist, sich darin wohl fühlen könnte.

 

Entferne zuerst alles, das unordentlich wirkt und dann alles, was sagen wir mal, "eigen", "speziell" oder das du "lustig" findest. Denn komischwerweise finden Fremde originelle Deokoeinfälle meistens furchtbar deplatziert - und solche Gegenstände stören sie. Das können Überbleibsel von Halloween sein, Schaufensterpuppen jeder Art, Selbstgebasteltes und Selbstgemaltes, das nicht wirklich exquisit hergestellt wurde, Scheißhaufen aus Gips, Kaftane und Sombrerohüte, Porzellanraubriere, Saxophonspielende Mohren mit Melone, Lara Croft aus Pappe, Yoda aus Pappe, eigentlich alles aus Pappe.

 

Das ist dir zu umständlich? Dein neuer Partner soll dich lieben wie du bist? Gut, dann suche weiter nach einer Person, die orginal den identischen Geschmack hat wie du.

 

My Home is my Castle

 

In der Feng Shui Lehre heißt es beispielsweise, dass in Räumen, die zu voll sind, die Lebens-Energie  "Qi" schlecht fließen kann. Auf unser westliches Wohnen übertragen, stimmt das auch: Wenn ein Zimmer zu unruhig und vollgestopft wirkt, fühlen sich andere darin nicht wohl.

 

Das hat etwas mit Harmonie zu tun: in gewisser Weise ist die Einrichtungssprache auch musikalisch: bestimmte Kombinationen wirken spannend, andere aufregend und einige dissonant. Manches wird friedlich, anderes langweilig. Wenn zwei zusammentreffen, die den selben Musikgeschmack haben, ist das auch doch schon die halbe Miete, so ähnlich gilt das auch für die Einrichtung.

 

Unbewusst: Leere Flächen laden den Partner ein, sie selbst füllen zu wollen

 

Es hat aber auch etwas mit Freiheit zu tun: Man weiß, dass vollkommen leere Räume auf viele gar nicht einladend wirken. Doch bei möbilierten Zimmern weiß man, je leerer es ist, umso eher fühlen sich Fremde eingeladen. Die Kunst besteht also darin, den richtigen Mix aus "fast leer "und "gemütlich" zu finden. So arbeiten zum Beispiel Homestager, das sind Spezialisieten, die teure Immobilien schick für den Verkauf machen.

 

Je "spezieller" ein Raum eingerichtet ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine  Person, die unbewusst überlegt, ob sie vielleicht ihre Zukunft mit dir verbringen will, sich an etwas stört. Wenn du also deiner Zukünftigen/ deinem Zukünftigen eine Wohnung präsentierst, die nur wenig Kram und Krempel aufweist, desto wahrscheinlicher kann sie sich darin wohlfühlen. 

 

Partnerschaft verlangt Kompromissfähigkeit

 

Wohlgemerkt, das gilt nur für den Fall, dass ihr einen unterschiedlichen Geschmack habt. Wenn die andere Person aber dieselbe Freude an deinen Dekoartikeln, Möbeln und Vorhängen haben, wie du und den selben Grad an Ordnungsliebe, dann kannst du alles so lassen.

 

Alle die von "Mr. Right" oder "Miss Perfect" träumen, für den oder die sie keinerlei Kompromisse eingehen müssen,  müssen sich halt auf längere Suchzeoten einstellen. Wer, gerade in fortgeschrittenem Alter, nicht ganz klar bereit ist, Kompromisse einzugehen, ist bindungsunfähig oder zumindest bindungsunwillig, da lohnt es sich nicht, die Ärmel hochzukrempeln.


Wie immer gehe ich auf Klischees ein und es gibt zahlreiche fabelhafte Ausnahmen, die völlig anders funktionieren.

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