Altern wie eine Antiquität und Mitmenschlichkeit wählen

Altern in Würde, Schönheits-OP, Falten im Film, Psychotherapie in Hannover Döhren

OK, auf vielfachen Wunsch habe ich jetzt die Schrift vergößert:

 

Ich liebe ja Analogien und neulich fiel mir meine Ähnlichkeit mit meinen Sesseln in der Praxis auf. Die beiden sind auch schon ganz schön alt und abgenutzt. Und obwohl sie bereits an einigen Stellen repariert werden mussten, sehen sie immer noch ganz gut aus und jeder setzt sich gerne rein, also sind sie doch noch zu was nutze, wie man im Norden sagt.

 

Als das Leder spröde wurde, hätte ich die beiden langjährigen Weggefährten durch neue ersetzen können, aber nirgends auf der Welt finde ich solche wie sie, es sind liebenswerte Unikate und ich mag meine Sessel nicht obwohl sie alt sind, sondern gerade weil.

 

Heute geht es darum, dass wir unser eigenes Altwerden als Individuen nicht so ernst nehmen sollten, aber als Kollektiv durchaus - und darum, dass nachlassende Leistungsfähigkeit nicht immer auf Faulheit zurückzuführen ist.

Altern bedeutet, sich weiterzuentwickeln

 

Schmerzen, grauer Star und Demenz sind wirklich ernste Probleme, die man bekämpfen muss, aber wie kommt es, dass viele schon bei ihren ersten Falten völlig aus der Fassung geraten?

 

Speckrollen und beginnende Langsamkeit treiben uns in Scharen zur Verzweiflung, erste graue Haare verursachen Panik und Hängebrüste werden mit Tränen begossen. Es ist aber gar nicht so sehr die Angst vor dem Tod, die uns ins Fitness-Studio treibt, sondern die Angst vor sozialer Ausgrenzung. Und das ist für mich der wahre Untergang des Abendlandes: Eine Gesellschaft, die Alte missachtet...

 

 

Kein Geld für ein Lifting?

 

Ich habe das Gefühl, Botox und Schönheits-OPs sind ein Ausdruck dafür, dass wir unsere alten, faltigen Mitbürger offenbar nicht besonders gut leiden können und auf gar keinen Fall einer von denen werden wollen, um später nicht der selben Verachtung ausgesetzt zu sein. Doch anstatt sich gegen das eigene Altern zu sträuben, erscheint es mir irgendwie sinnvoller, zu lernen, den Anblick von Alterserscheinungen lieben zu lernen.

 

Nach und nach müssen wir uns in die Hände von Chirurgen begeben, weil wir Gelenke und Herzschrittmacher brauchen, um weiterhin einigermaßen funktionsfähig zu bleiben. Doch der Drang zur Selbstoptimierung und die Angst vor dem Alter treibt uns in die Hände von Schönheitschirurgen. Dann wird der Wettbewerb um das schönste Kleid abgelöst vom Wettbewerb um das schönste Kinn. Das Leben wird also deutlich teurer und grotesker.

 

"Männer suchen sich junge Frauen aus Angst vor dem Tod"

 

In dem Film "Mondsüchtig" mit Cher (!) in der Hauptrolle, wird die Jahrtausende alte Männermode, mit einer besonders jungen Frau an ihrer Seite glänzen zu wollen, so erklärt: "Männer suchen sich jüngere Frauen aus Angst vor dem Tod". Das geht ja noch, aber immer mehr Männer schmücken sich nun mit ihrer eigenen Verjüngung: Zuerst entdeckten sie die Kosmetik, danach die kosmetische Chirurgie und dann Viagra.

 

Aber kosmetische Eingriffe zahlt die Kasse nicht und so wird künstliches Aussehen ein Statussymbol. Arme erkennt man in naher Zukunft daran, dass sie nicht geliftet sind.

 

Schönheits-OPs sind nicht nur heftige Eingriffe in den Körper und ins Portemonnaie, sondern auch in die Psyche. Überlegt Euch gut, wie Ihr es verkraften würdet, wenn Euch das Ergebnis nicht gefällt - schließlich haben nicht alle so viel Glück wie Jane Fonda.

 

Leider sehen sogar immer mehr junge Frauen und Männer irgendwie komisch aus: komische Lippen, komische Wangen, komische Augen. Gänzlich unnatürlich. Und die wollen das so! Die Idee der Selbstoptimierung führt zu anscheinend zu einer Wahrnehmungsstörung, bei der sie die teuren, entstellenden Veränderungen schöner finden, als gesundes, natürliches Aussehen. Die Kardashians dieser Welt sehen niemals älter aus, sondern immer bizarrer.

 

Wir dürfen uns an alternde Hollywood Diven gewöhnen

 

Ich erkenne aber auch eine Hollywood-Counterculture: Zuerst fiel mir das bei Netflix' "Ozarc" auf und jetzt immer häufiger: Falten! Es scheint sich ein weiterer Dualismus zu entwickeln: Die künstlichen, gelifteten Komischen auf der einen Seite - und die natürlich gealterten Komischen auf der anderen Seite. Denn es ist wahrlich ein eigenartiges Gefühl, eine alternde, faltige, breiter werdende Schönheit auf dem Bildschirm zu sehen. Daran müssen wir uns erst gewöhnen: Laura Linney, Emily Watson, Kate Blanchet, Julianne Moore, Jula Roberts, Tony Colette altern vor unseren Augen und Gestalten wie Nicole Kidmann, Demi Moore und Cameron Diaz sehen immer sonderbarer aus. Die nachfolgenden Jahrgänge kenne ich nicht mehr mit Namen, aber Ihr wisst wovon ich rede: all die Schauspielerinnen in kolossal unnatürlichem Look, obwohl sie gar nicht in Star Wars mitspielen.

 

Ist der Lack ab, sollten wir unsere inneren Werte aufpolieren

 

Antiquitäten sind trotz mancher Beulen, Kratzer, Schrammen, Reparaturen und Ersatzteile herrlich. Sorg dafür, dass du mit dem Alter zu einer wertvollen Antiquität wirst, indem du dich äußerlich pflegst und innerlich deine einzigartige Substanz stärkst. Dazu musst du natürlich erst einmal herausfinden, was deine eigentliche Substanz überhaupt ist, also was dich als Persönlichkeit ausmacht und warum die Leute dich mögen.

 

Bist du der Mensch geworden, der du sein wolltest?

 

Schade, dass in der Mitte des Lebens nicht danach gefragt wird, ob man edel, hilfreich und gut geworden ist, sondern, ob man in der sozialen Hierarchie bereits weit genug oben steht. Und hier liegt der alles entscheidende Fehler, denn stets belagern haufenweise Leute das obere Stück der Leiter, die begabter, frecher oder schneller sind, die geerbt haben oder einfach nur mehr Glück hatten. Es hat also nicht den geringsten Sinn, sich mit anderen zu vergleichen.

 

Und noch etwas zum Thema Äußerlichkeiten: Du bist gerade wegen deiner angeblichen Makel etwas Besonderes. Egal in welchem Alter, solange du dich innerlich und äußerlich pflegst und gut auf dich und deine Unversehrtheit achtgibst, wird schon alles gutgehen. Und vergiss nicht: wärst du makellos, wärst du gruselig.

 

Nur eine Äußerlichkeit ist wirklich wichtig: achte darauf, nicht zu stinken

 

Altern ist ästhetisch eine Herausforderung, das gebe ich zu, aber sie ist nicht unlösbar, wenn man sich darauf konzentriert, dass es reicht, unter allen Umständen GEPFLEGT aufzutreten. Das ist doch wirklich nicht so schwer. Mit guter Pflege ginge diese Transformation glimpflich vonstatten und wir könnten uns den Rest des unserer Zeit gutgelaunt mit wirklich wichtigen Dingen beschäftigen.

 

Das Problem der Einsamkeit ist ein Extra-Thema und wird demnächst an anderer Stelle ausführlich behandelt, daher nur kurz: Wenn du nicht stinkst und dich weiterhin in Gesellschaft charmant benimmst, wirst du auch weiterhin eingeladen. Wenn du allerdings müffelst und bedürftig wirkst, nicht.

 

Wachse in deine neue Rolle hinein, werde erwachsen

 

Sollte der Tag gekommen sein, an dem du merkst, dass du äußerlich nicht mehr fresher wirst, entwickele dich doch einfach innerlich weiter und verändere deine Einstellung zur Mode. Kauf dir zum Beispiel deine Sachen eine Nummer größer, so hältst du auch die Textilwirschaft am Leben, was ist denn so schlimm daran?

 

Wenn es nach mir ginge, sollten alte Leute zwar auf hellbeige Anoraks verzichen, aber der Wunsch nach zarten Farben scheint eine natürliche Alterserscheinung zu sein, die noch nicht erforscht wurde, jedenfalls ist mir keine Studie bekannt, in der der Grund für die Beigeliebe von Alten erklärt wurde -  und so schlimm ist der Anblick ja auch nicht.

 

Sollten wir uns nicht viel eher wie Schauspieler damit anfreunden, dass wir das Fach wechseln und die neuen Rollenangebote annehmen? Von der jugendlichen Liebhaberin über die Heldin, Mutter (courage), Mauerblümchen, Femme fatale, Grandame, über die Matriarchin bis hin zur Greisin. Dazwischen gibt es viele schöne Nebenfächer. Diese Analogie kann man ausreizen bis zum kitschigen Sprichwort von dir als der Regisseurin deines Lebens.

 

 

Angesichts des demographischen Wandels sollten wir als Gesellschaft jetzt trotzdem schon mal so langsam in Panik geraten.

 

Nach 350000 Jahren Entwicklungsgeschichte sollten wir als Homo sapiens doch gesamtgesellschaftlich nicht so peinlich unvorbereitet sein auf Alte, wie wir es derzeit sind. Und ich rede nicht allein vom Pflegenotstand.

 

Komischerweise betrachten wir die vielen Alten mitten unter uns wie Außenstehende, mal belustigt, mal besorgt, aber immer herablassend. Ein sozialpsychologischer Reflex, mit dem wir denen begegnen, die nicht so leistungsstark sind wie wir - und ein mieser Charakterzug.

 

Bis auf Künstler und Pradiesvögel akzeptiert "die Gesellschaft" keine Ausfransungen an ihren ihren Rändern. Dementsprechend reagiert der Massenmensch auf gesellschaftliche Randerscheinungen mit Unbehagen und Ausgrenzung und Abschiebung.

 

Weniger Leistungsfähige werden oft als Faulenzer abgestempelt und wenn wir schwächer werden, denken wir vielleicht, die anderen unterstellen uns genau so Faulheit, wie wir es früher den weniger Leistungsfähigen unterstellt haben. Eine Projektionsanalyse käme zu dem Ergebnis, dass die, die auf Faulenzer schimpfen, sich ihre eigene Bequemlichkeit nicht eingestehen. Schwache als Faulenzer zu bezeichnen, zeugt von der Angst vor der eigenen Schwäche - und immer noch ein mieser Charakterzug.

 

Die Nazis haben diesen Reflex, Andersartige auzustoßen, bis zur Perversion überdehnt und es hat schon was Faschistisches, wie auch heute Arme, Alte, Kranke gesellschaftlich ausgegrenzt und mißachtet werden. Dauert nicht mehr lange, dann werden sie als "Entartete" oder "Asoziale" geächtet. Und die Nazis haben die Kleinbürgerlichkeit gestärkt, das war ein sehr gutes politisches Mittel, um die Sympathie der breiten Masse zu erhalten.

 

Nur die eigenen Kinder sind wichtig

 

Kinder sind auch nicht leistungsfähig, aber sie seien ja eine Ausnahme, hach, unsere Zukunft, jaja - aber das stimmt nicht: Nur die eigenen! Ich kann  nicht erkennen, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland im Allgemeinen einen besonders guten Stellenwert hätten. Der Grad ihrer Förderung hängt bei uns von der Kraft ihrer Eltern ab - und ist reine Privatsache. Die öffentliche Hand hat in Niedersachsen nicht einmal Geld für Schulobst.

 

Immerhin werden benachteiligte Kinder durchaus besonders gefördert, aber die Erosion des Sozialstaats scheint unaufhaltsam weiterzugehen, und dies, obwohl die Sozialdemokraten in  der Bundesregierung und vielen Länderregierungen die Finder im Spiel haben. (Eigenes Thema)

 

Und die Eifersucht auf sozial Schwache, die Hilfe vom Staat erhalten, wächst. Das muss man sich mal vorstellen: Weil die, die sich Unterlippe Oberkante über Wasser halten, denken, dass den "Hartzern" alles nachgeworfen werde, sind sie sowohl gegen jene ganz unten als auch gegen die ganz oben. Welch eine miese Kommunikationspolitik, Selber Schuld, Bundesregierung! .

 

Diejenigen, die nur ein bißchen haben, hassen die, die unter ihnen stehen und die Regierung, die ihnen niemals etwas schenkt. Und es ist in der Tat ein Riesenversäumnis, der Mittelschicht nichts weiter anzubieten, als lächerliche fucking 10 EUR mehr Kindergeld. Zwar habe ich weitere Erklärungsversuche, aber das würde hier zu weit führen, es geht ja darum, wie wir mit dem Altern umgehen und dass wir keine Angst davor haben sollten.

 

"Tu was" und "Augen zu" passen nicht zusammen

 

Wir haben Angst vor dem Altern, weil wir sehen, wie schlecht wir selbst mit unseren Alten umgehen. Ich habe zum Beispiel meine arme, alte, kranke Tante ins Pflegeheim abgeschoben. Da besuche sie so selten, wie es mein Gewissen gerade noch zulässt, weil es dort so fürchterlich riecht. Aus der Nase, aus dem Sinn.

 

Der Mensch unterscheidet sich unter anderem deshalb vom Tier, weil er sich seiner eigenen Sterblichkeit bewußt ist. Aber wieso verhalten wir uns so, als würde es uns niemals treffen? Als würden wir nie schwer krank, niemals alt, niemals arm, als würde unser Fluss niemals anschwellen und unser Haus niemals absaufen? Und warum wenden wir uns ab von denen, die es erwischt hat, den Pechvögeln, den schlecht Versicherten, den Dummen, die halt nicht richtig vorgesorgt haben. Ein Zebra steckt schon halb in einem Krokodil, doch die Herde zieht weiter.

 

Dass immer nur die Starken weiterkommen, wie im Tierreich, nennt man Sozialdarvinismus, aber dieses Modell ist als Weltbild ist einfach falsch. "Survival of the fittest" gilt nicht für alle Tierarten und  schon gar nicht für menschliche Gemeinschaften.

 

Unsere Gesellschaft kann nur weiterkommen, wenn wir den Sozialstaat wieder stärken, d.h. wenn öffentliche, staatliche, kommunale Strukturen so gestärkt werden, dass soziales Handeln wieder in Mode kommt und dass es keine Schande oder Strafe ist, alt zu sein. Ich meine ausdrücklich nicht das Ehrenamt, das soll ein i-Tüpfelchen bleiben. Ich meine, dass die Öffentlichkeit als Gesamtheit wieder mitmenschlicher wird und sich nicht  auf die einzelnen Ehrenamtlichen stützt. Der Staat darf sich nicht auf die Zivilgesellschaft stützen. Viele von Euch kennen mein Lieblingsbeispiel von den Tafeln schon: Solange in Deutschland die Tafeln prosperieren, ist das ein Armutszeugnis für die Politik.

 

Ohne bessere soziale Maßnahmen wird es uns allen schlecht gehen

 

Jeder einzelne Bürger darf ja gerne nicht in die Zukunft schauen wollen, aber Politik und Verwaltung sollten doch immerhin besser vorbereitet sein. Wollen wir selbst, wenn wir bald richtig alt sind, soziale Kälte erleben und verschlossene Türen, wenn wir Hilfe brauchen sowie Ausgrenzung, wenn wir nicht mehr leistungsfähig sind, dann wählen wir Parteien, bzw. Personen, die das fördern.

 

Ich finde Cum-Ex-Geschäfte und superschlaue Finanzjongleure beängstigend, die einen Scheiss auf das Gemeinwohl geben und trotzdem Vorsitzende von Volksparteien werden wollen. Ich wünsche mir Parteivorsitzende, die Mitgefühl und zukunftsfähige Strategien für die menschenwürdige Integration von Armen, Alten und Kranken haben. Nicht nur, weil ich selbst bald alt bin und vielleicht auch krank und möglicherweise, wenn einiges schief läuft, auch arm, sondern, weil sich das für eine Kulturnation so gehört und für die viertreichste Volkswirtschaft der Welt erst recht.

 

Es ist keine Schwäche, sich um Schwache zu kümmern, es ist eigentlich Eigennutz

 

Es gibt verschiedene politische Theorien, die besagen, dass es einer Gesellschaft gut geht, wenn jeder Einzelne auf seine volle Selbstentfaltung verzichtet und sich freiwillig zum Wohle der anderen ein wenig einschränkt. Und dass es jedem Einzelnen dann wesentlich besser geht, wenn er in einer solchen Gemeinschft lebt. Diese Idee von Kant oder explizit das Prinzip vom "Glück der großen Zahl" des Jeremy Bentham (1748-1832) hat durchaus eine ansprechende Logik. Auch wenn andere Ansätze von Bentham heute als tollkühn bis idiotisch eingestuft werden, diesen Ansatz finde ich gut. Und um das Allgemeinwohl geht es in der Politik. Partikularinteressen müssen hintanstehen.

 

Studien haben gezeigt, dass immer die Menschen am glücklichsten sind, die sich um andere kümmern. Nicht die, die besonders reich oder besonders schön sind. Warum nur verbreitet sich diese Erkenntnis nicht? Etwa, weil sie keinen Profit einbringt? Bitter. Und warum bleibt in der Bundesrepublik alles auf der Strecke, das keinen Profit einbringt?

 

Europa als Mittelerde der Sozialen Marktiwirtschaft

 

Ist die Kritik an unserem immer amerikanischer werdenden Way of Life vielleicht doch berechtigt? Sollten wir vielleicht doch unseren eigenen europaischen Weg finden? Also zwischen dem westlichen Lifestyle und dem östlichen, quasi die neue Mittelerde etablieren? Bei dem Gedanken als Europa einen eigenen Weg zu gehen, kommen Macron und Merkel gerade um die Ecke mit der Idee, eine europäische Armee aufzustellen. Hm, so hatte ich das nicht gemeint.

 

In Michael Moores Satire-Doku "Where to Invade Next" reist er durch Europa und Nordafrika und vergleicht einzelne nationale Errungenschaften mit denen der USA: Dabei kam heraus, dass Staaten keine Nachteile erfahren, wenn sie ihre mitmenschlichere, wohlfahrtsorientierte Innenpolitik durch Steuergelder finanzieren. Diese Politik fördert den Frieden, den echten Patriotismus (nicht Nationalismus!) und die Zufriedenheit der Bürger.

 

Und wer kam eigentlich auf die Idee, dass kommunale Krankenhäuser und Altenheime Gewinne erwirtschaften müssen? Das war doch eine Scheißidee. Kranke und Alte sind Sache der Allgemeinheit und ihre Pflege wird von der öffentlichen Hand finanziert. Wenn sie keine Gewinne machen, dann liegt das in ihrer Natur und das muss ein Sozialstaat aus Steuermitteln tragen. (Um Euch ein Bild von norwegischer Altenpflege zu machen, lest mal dies)

 

Das sind wir als Gesellschaft und Staat uns selbst schuldig. Wer dennoch auf eigene Kosten in eine Privatklinik gehen möchte, dem steht das ja trotzdem frei.

 

Wir sind älter und mehr

 

Arme alte Kranke werden keine gesellschaftlichen Randerscheinungen bleiben und die  Debatte über unser eigenes Altern kommt jetzt in Fahrt, weil die geburtenstarken Jahrgänge nun nicht nur ein kritisches Alter erreicht haben, sondern vor allem eine politisch kritische Masse. #Wir sind mehr gewinnt eine ganz andere Dimension: Wir Alten sind mehr. Doch es ist für die Kinder der 68-er finanziell gesehen schon zu spät, wenn sie nicht privat vorgesorgt haben. Die gesetzliche Rente ist niedrig und wenn dann auch noch alle anderen Preise, vor allem die Mieten, rasant steigen, dann ist Armuts- und Abstiegsangst leider berechtigt.

 

Also appeliere ich mal wieder ungehört an "Politik und Gesellschaft", was ich mir auch sparen kann. Doch mein Rat an jeden Einzelnen von Euch ist: lernt, Alte zu lieben wie Kinder und Euch selbst, nicht erst, wenn Ihr die ersten Alterserscheinungen spürt.

 

Macht aus Euch Antiquitäten, wenn Ihr alt werdet. Wertvolle, geschätze und gepflegte Unikate - und auch, wenn Ihr einmal nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt oder in der Familie nützlich seid - na und? Ihr wart lange genug nützlich und habt es verdient, auf dem Altenteil faul zu sein. Eine gute Deko ist auch eine Bereicherung.

 

Sieh trotzdem zu, dass du nicht im Weg rumstehst, lass dich im auch noch im Rollstuhl an die Wahlurne fahren und mache dein Kreuz bei einer Partei der Mitmenschlichkeit.

 

In dem Moment in dem du Hilfe brauchst, ganz egal in welchem Alter, solltest du dich auf die Gemeinschaft verlassen dürfen und nicht darum betteln müssen. Hilfe sollte dir selbstverständlich rechtzeitig angeboten werden und du solltest dich nicht schämen müssen, sie anzunehmen. Wähl das.

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