Werteumkehr - böse, woke Gutmenschen

oder was jeder Einzelne von uns tun kann, um die Verrohung der Gesellschaft aufzuhalten.

 

Die Diskussionen vor allem in den Sozialen Medien werden immer aggressiver. Der Anstand scheint verloren gegangen zu sein, die Streitkultur verkümmert und die kluge Einsicht, dass man die Schnauze hält, wenn man nichts von dem versteht, was da gesagt wird und dass man grundsätzlich einfach still ist, wenn man nichts Nettes zu sagen hat.

 

Immer wieder bestätigt sich die Richtigkeit von Elisabeth Noelle-Neumanns Theorie der "Schweigespirale", das, kurz gesagt, auf der Angst vor sozialer Ausgrenzung beruht: Menschen hielten früher die Klappe, wenn sie merkten, dass ihr Standpunkt gar nicht gut ankam. Antisemiten, Rassisten, Faschisten und Demokratiegegner wagten es höchstens betrunken, sich dementsprechend zu äußern. Nicht aber öffentlich.

 

Das hat sich geändert. Und dahinter steckt Methode.

 

Das Zeitalter der Aufklärung ist am Ende

 

Jetzt sollen die Netten, Freundlichen, Liebenden, die Konsenzfähigen und Harmoniestrebenden  den Mund halten. Nun sollen die Klugen, Gebildeten und Vernünftigen denken, sie hätten hier nichts mehr zu sagen. Das klingt schon sehr nach "Rache der Entehrten". 

 

Und dass Hass und Hetze gegen sie mit dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung begründet werden, ist ebenfalls plausibel, wenn man unterstellt, dass die Demokratie mit ihren eigenen Mitteln vernichtet werden soll nach dem Vorbild der NSDAP zum Umsturz der (schwachen) Weimarer Republik.   

 

Welche Rolle die Aufklärung in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit gespielt hat, kann ich hier nicht ausführlich darlegen, (vgl. "Aufklärung: Der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit"), aber dass die Pressefreiheit in Gefahr ist, hat jeder gemerkt. Und das natürliche Ungleichgewicht zwischen Mehrheiten und der Minderheit der Klügeren, die nachgeben, befindet sich in einer gefährliche Schieflage, die es ermöglicht, dass diese Demokratie aufgrund ihrer Schwächen wieder ausgehölt und gestürzt werden kann, möchte ich im folgenden darstellen. Am Ende reiße ich auch einen Lösungsvorschlag an, der helfen könnte, jeden von uns aus diesem Dilemma zu befreien.

 

Friedliche, die kaum in der Lage sind, sich zu verteidigen

 

Gruppen von Aggresiven marschieren durch die Sozialen Medien und längst bedrohen sie die friedliche Bevölkerung auch im realen Leben. Oder begann es anders herum? Die Straßen von Bautzen sind an Montagen verbotene Zone für Normalbürger. Ganz zu schweigen von den vielen anderen Orten, nicht nur in Deutschlands Osten, an denen die Aggresiven die Macht übernommen haben, den Einschüchterung von Bürgermeister:innen, den Angriffen auf Wahlkampfhelfer und die massive Bedrohung von CSD-Veranstaltungen 2025.

 

Unter den Gesichtspunkten der "Macht der Kränkung", die ich in einem der vorigen Blogartikel angerissen habe, keimen drei Arbeitshypothesen auf:

 

These 1: Sind diese Verrohung und die zu beobachtende Werteumkehr eine kollektive Racheaktion aller Menschen, die sich nicht mehr für ihre Dummheit schämen wollen? 

 

These 2: Sind durch das Internet und die Sozialen Medien sämtliche kommunikativen Fähigkeiten ab dem Kleinkindalter verkümmert?

 

These 3: Ist der Erfolg des Konzepts vom "Inneren Kind" bei Erwachsenen ein Ausdruck dafür, dass sie (kommunikativ) nicht erwachsen geworden sind? In der wissenschaftlichen Psychologie spielt dieser Begriff jedenfalls keine Rolle. 

 

Heute geht es in erster Line um These Eins, aber Anklänge an These Nr. 2 und Nr. 3 werden hier und da deutlich.

 

Das Aufbegehren der Underdogs und all der Pechvögel, Ungebildeten, Triebgesteuerten und Faulen, die früher unter ihrer niedrigen sozialen Stellung gelitten haben und die nun - ohne die Mühen der Bildung und Herzensbildung auf sich zu nehmen, die ausgestreckte Hand der Diktatoren und Autokraten ergreifen, die ihnen suggerieren, dass jetzt die Rowdies, Bullys, Vergewaltiger, Rassisten und Antisemiten "oben" sind? Der Aufstieg und Wiederaufstieg von Donald Trump und die Begnadigung und Beförderung seiner wilden Horden, die einst das Capitol stürmten, sind ein sehr deutlicher Beweis. Bei uns dauert alles etwas länger, aber früher pder später kommen alle Entwicklungen der USA in abgemildeter Form nach Deutschland.

 

Ist "unten" jetzt "oben"? 

 

Sämtliche Anmerkungen Reinhard Hallers in seinem Buch "Die Macht der Kränkung", seine Ausführungen über Narzissten, die Phänomene der Narzisstischen Kränkung und  Rache, lassen diese Schlussfolgerung zu. 

 

Er selbst beschreibt darin die Grundzüge einer "narzisstische Gesellschaft". Prophetisch, wie ich finde, denn haargenau erkennen wir 2025, wie sehr er recht hatte, als das alles bereits 2015 veröffentlicht hat. 

 

Wertewandel? Deine Mutter Wertewandel- Werteumkehr! 

 

2015 spricht er noch vom "Wertewandel" - inzwischen kam es m.E. zu einer kompletten Werteumkehr. 2015 konnte er noch nicht ahnen, dass mit der Verunglimpfung der Pressefreiheit durch den auf Demos immer lauter werdenden Schlachtruf "Lügenpresse", eine Reihe von vormals guten Werten im Rahmen einer Umdeutung von Begriffen und Symbolen, die die Älteren unter den Demokraten als positiv und erstrebenswert verinnerlicht hatten, ihren Anfang nahm:

 

  • Lügenpresse
  • Gutmensch
  • political correctness
  • woke/erwacht
  • Regenbogen

 

Dass sich die Anhänger dieser Umdeutungen zum Büttel russischer, hybrider Cyberkriegsführung machen, ist ihnen natürlich nicht klar, denn sie vertrauen ja nicht auf die Analysen von Journalisten, überhaupt, unabhängigen Qualitätsmedien und Wissenschaftler:innen. Und genau das ist gewollt, hier schließt sich also schon der erste Kreis.

 

Seit ungefähr 2009 und verstärkt 2013, also kurz vor der Invasion der urkainischen Krim durch Russland, nehmen Trolle Einfluss auf die Debattenkultur im Netz, mit dem Ziel, die westlichen Gesellschaften durch Verunsicherung zu spalten und sich dadurch sogar selbst zu zerstören, indem die freiheitlich-demokratische Grundordnung nur noch eine leblose Hülle ist, genau wie die Sowjetunion es geschafft hat, dass der Begriff "Demokratie" in der Deutschen demokratischen Republik (DDR) keinerlei Wert besaß. 

 

Der Kampf gegen das Gendern ist der Kampf gegen Frauen und Minderheiten, deren Schutz unser Grundgesetz vorschreibt. Nach dem gendern, dass sich gegen Frauen richtet, folgte der Kampf gegen LGBTQ+, vor allem in der Bekämpfung der Regenbogenflagge und der Bedrohung von CSD-Teilhemenden. ausgerechnet der Regenbogen, der bis dato für Frieden & Liebe stand, wird zum Kampfsymbol - perverser geht's nicht. 

 

Danach nahm man sich Antifaschisten vor: Menschen, die gegen Faschismus sind. Das galt früher als Ehrensache, inzwischen ist "Antifa" ein Schimpfwort geworden. Der Kampf gegen Antifaschisten öffnet dem Antisemitismus und dem Rassismus Tür und Tor. Heute schämt sich die Ultrarechte nicht mehr dafür, Emmigranten zu deportieren, Asylbewerber unverhohlen "absaufen" lassen zu wollen und linksgrüne Politiker an den Galgen zu wünschen. 

 

In der DDR war es Staatsräson, kein Nazi zu sein und anifaschistisch, also galt es dort als Provokation, Widerstand und Aufbegehren, die Oberen ausgerechnet durch Nazisymbole zu reizen. Hier konnte die russische, psychologische Kriegsführung, unter der Regie des ehemaligen in Dresden eingesetzten KGB-Agenten Putin prima ansetzen.

 

Übrigens ist in den USA bereits der Begriff "Demokrat" bereits ein Schimpfwort. Demokraten und Republikaner ein uns dasselbe, aber die Konnotation der Begriffe hat sich um Zuge der Entwicklung der beiden politischen Parteien und eingen etymologischen Kapriolen in den USA zu zwei antagonistischen Gruppen ebenfalls verändert. Das Image, also das Gefühl das man entwickelt, wenn man an eine der beiden denkt, ist kompett unterschiedlich und das korrespondiert mit der wahrgenommenen Spaltung der Gesellschaft. 

 

Zur Zeit des Kalten Krieges galt noch der Antagonismus von Demokraten versus Bolschewiken, später Kapitalismus versus Sozialismus. Anscheined brauchen wir als Massenmenschen immer einen ideologischen Gegner, um uns irgendwo zugehörig zu fühlen. Das hat viel mit Orientierung zu tun. Und wenn wir orientierungslos sind, erhöht sich die Gefahr, dass wir in die Fänge von Scientology geraten, die es nur auf unser Geld abgesehen oder in den Sog der populistisch getriebenen, antidemokratischen Machtzentralen, die nicht mehr die Vernunft bedienen, sondern nur noch den Herdentrieb des ansonsten orientierungslosen Massenmenschen.

 

Auf den Zusammenhang von Orientierungslosigkeit, Verunsicherung und Überforderung mit Drogenkonsum gehe ich an anderer Stelle näher ein.

 

Devidere et impera

 

Aprospos Spaltung: Durch das wiedervereinigte Deutschland geht ein Riss. Werden wir absichtlich zerrissen? Schaut man sich die Kräfte an, die wirken, ist die Bedrohung  durchaus ernstzunehmen. Antidemokratische Käfte erobern im Osten Deutschlands die Macht.

 

Und geopolitisch befindet sich Europa in der Zwickmühle: Der eine narzistische Soziopath im Westen verweigert uns nicht nur den Schutz im Rahmen der NATO, wie es aussieht, er hat bereits einen Handelskrieg mit Europa begonnen. Der andere narzisstische Soziopath im Osten droht nicht nur, er bekämpft Europa seit vielen Jahren im Netz durch hybride Kriegsführung und seine Vision, das Terrritorium der Sowjetunion unter seine Herrschaft zu bringen, wird seit 2014 auch konventionell militärisch verfolgt.

 

Ein anderer Riss geht entlang der EU-Außengrenze oder nennen wir es einen "Solidarität-Spalt" mit den Bündnispartnern. Ukraine ist weder Teil der Europäischen Union noch Teil der NATO und obwohl sie geographisch und kulturell christlich gesehen "europäisch" ist, also "zu uns gehört", lässt der Westen sie langam verrecken. Man wirft die Ukraine der Russischen Föderation nicht zum Fraß vor, sondern man verlängert den Todeskampf der Ukraine so lange es geht. Das ist nur deshalb möglich, weil die EU eben keine Union ist, sie ist eine heterogene Gruppe, daher kann man sie hervorragend spalten. Ungarn ist bereits auf der anderen Seite und treibt als Mitglied der EU die Spaltung kraftvoll an.

 

Die Spaltung der Gesellschaften ist der Kern der psychologischen Kriegsführung: Die Stimmen der Vernunft werden ausgeschaltet und natürlich auch die Stimmen des Herzens, wohl wissend, dass Aufregung, Abscheu, Hass und Zerstörungswut Gefühle sind, die wesentlich stärker durchdringen, als Geduld, Verständnis, Toleranz, Vergebung, Liebe und Edelmut und der damit einhergehende Schutz von Minderheiten. Dies ist auch der Grund, warum Reichsbürger, Identitäre, Querdenker und Pegida-Anhänger in erster Linie männlich dominiert sind (vgl. Proud Boys). Dagegen sind die klassischen Rocker bloß Waisenknaben. Auf den Zusammenhang von Hormonen, maskulinem Dominanzgebaren,  gehe ich hier nicht ausführlicher ein.

 

Triebe, Moral, Über-Ich, Kultur und Humor 

 

Nur kurz dies: Befeuert wird dies aus der Sehnsucht ungehobelter Männer nach dem guten, alten Patriarchat. Die Sehnsucht nach einer Verfassung in der man als Mann noch etwas Besseres war, nur weil man ein Y-Chromosom hatte.

 

Dies wiederum befeuert den Nationalismus: als man noch etwas Besseres war, nur weil man in Deutschland aus dem Schoss der Mutter kam. Aber nachdem nun auch Migranten der zweiten und folgenden Generationen ebenfalls hier zur Welt kommen, erblüht zeitgleich der Rassismus, der die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe zum Kriterium für "was Besseres" macht, also nichts, das man sich erarbeitet hat, sondern, das einem zufällig zugeflogen ist.

 

Dazu passt übrigens Fußball und der kollektive Taumel nach dem Gewinn der Fussballweltmeisterschaft 1954, neun Jahre nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg, als sich das deutsch Nationalgefühl in der Parole ausdruck verlieh: "Wir sind wieder wer".

 

Die White-Supremacist-Ideologie ist auch der feuchte Traum aller Faulen und Triebgesteuerten, die nicht kulturell an sich (und ihrem Über-Ich) arbeiten wollen, um beispielsweise eine Partnerin zu finden. Lieber wollen sie hören, dass ihnen Frauen "zustehen" oder dass, wenn sie eine Ehefrau ergattern konnten, ihnen die Erfüllung der ehelichen Pflichten zustünde und es keine Vergewaltigung sei, wenn man sich einfach nimmt, was man will.

 

Das ist auch der Grund, warm AFD-Anhänger Probleme mit international zusammengestellten Mannschaften haben. Weil sie Rassisten sind.

 

Und sie haben keinerlei Humor: ein sicheres Erkennungszeichen ist, dass sie Streiche, Häme, Sich-lustig-machen und Menschen auszulachen für lustig halten. 

 

Dazu passt auch, dass die Ultrarechten massiv den Hass auf Arme schüren: Verachtung für Menschen, denen es schlechter geht. Man scheut sich nicht zu sagen, dass Bürgergeld nicht allen Bedürftigen zusteht, wie es unser Grundgesetz vorsieht, sondern nur den "Biodeutschen". Und so zeiht sich die Schlinge immer enger um die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Die Union aus CDU und CSU befeuert dies, in der Hoffnung, wankelmütige Nicht-Rassisten aus dem Lager der SfD zu lösen und zu sich zu lotzen, aber das fürht der AfD nur noch mehr Stimmen zu. 

 

Auch, in dem man den Rechtsstaat aushöhlt: Im Kleinen, indem vermeintlich ungerechte Gerichtsurteile, zugunsten von Migranten erfindet (Fake News) auf den "Alternativen Medien" lanciert und so den Glauben an den Rechtsstaat unterminiert. Und im Großen, in dem die AfD alle Mittel der Demokratie ausnutzt, um in eine Position zu gelangen, die es ihr ermöglicht, die Demokratie mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, wie es die NSDAP vorgemacht hat. Die AfD ist gesichert rechtsextrem und nun muss man ihr nachweisen, dass sie die Demokratie zerstören will, um sie mit demokratisch-rechtsstaatlichen Mitteln verbieten zu können.

 

Eine Aporie, zumindest aber ein Dilemma.

 

Langsam hat man das Gefühl, dass die CDU eine Demokrtaie-Überpfüfung der AfD verhindert, weil dabei herauskommen könnte, dass sie selbst dabei ist, den Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verlässt.

 

 

Die Trump-Administration überholt die AfD gerade. Die Absurdität dieser Entwicklung wird ins Groteske getrieben mit den täglichen Aufregern, die Trump produziert, man kommen aufrechte Demokraten nicht mehr zum Luftholen und  das stumpft ab. Alles Methode. Alles von Joseph Goebbels bereits perfekt ausgearbeitet und im "Projekt 2025" der Heritage Foundation auf amerikanische Verhältnisse übertragen. 

 

Der Umsturz in den USA ist das was uns in Deutschland ebenfalls droht, denn alles, was in Amerika geschieht, kam auch zu uns. Die Polarisierung, die aus der Spaltung einen Riss machen kann, ist bereits da. 

 

Der Abscheu der Ultrarechen auf alles Vernünftige, Nachhaltige und Soziale wird absichtlich geschürt, was man an der massiven Kampagne gegen die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft und Journalismus (ÖRR) ablesen kann. 

 

Besonders deutlich wurde dies auch in im Wahlkampf gegen die Grünen 2024 und 2025 und die direkt anschließende Kampagne (der CDU!) gegen Nicht-Regierungsorganisationen, die vermeintlich gegen sie (die CDU) seien, obwohl sie "nur" gegen Populismus und für Mindernheiten eintreten. Der Erfolg der Antidemokraten wurde mit an Sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit mit Geldern von Antidemokraten aus Ost und West finanziert. 

 

Das Gemeinwohl ist kein Wert mehr, es geht nur noch um das Ego. Auch um das kollektive Ego, was sich in Nationalismus, Rassismus und Xenophobie ausdrückt.

 

Schauen wir uns den Umgangston an, der im Netz herrscht, sehe ich die Schlacht zwischen Aufklärung und Verdummung in den Sozialen Medien als verloren an. Menschen, die die westlichen Werte verteidigen wollen,  müssen sich (neu) formieren und eine Strategie entwerfen. Und eben nicht in den Krieg ziehen, sondern in den Frieden. Das gilt auch im Großen und da schließt sich der Kreis: Wir wollen die Demokratie verteidigen, genau, wie sich die Ukraine verteigen will. Und die erfoderliche "Verteidigungstüchtigkeit" wird als "Kriegstreiberei" im Öffentlichen Diskurs  vom politischen Gegner umgedeutet. 

 

Die Überzeugungskraft knackiger Begriffe haben die Nazis perfekt ausgenutzt (vgl. "LTI"). Vereinfachende Schlagwörter, Kampfparolen, Verchwörungserzählungen, Fake News liegen den Grünen aber nicht. Deshalb haben sie ca die Hälfte ihres Wählerpotentials eingebüsst. Das orientierungslose Potential fühlte sich zu den anderen hingezogen.

 

Krieg und Frieden 

 

Der politische Gegner ist zwar roh, aber er ist nicht dumm. Er bedient sich den Mitteln der psychologischen Kriegsführung extrem geschickt und er hat für die Zersetzung der demokratischen Wehrkraft offenbar übermächtige Geldgeber, das heißt, er ist übertragenenen Sinne genauso überlegen, wie Russland gegen die Ukraine. Und darüber hinaus müssen Demokraten nicht nur auf US-Unterstützung verzichten, sondern aich sogar auch noch gegen deren eigene umstürzlerischen Zerstörungskräfte auch noch stemmen. Ein Mehrfrontenkrieg also.

 

Das ist eine Situation, in der man schon mal sehr verzweifeln kann.

 

Ich verstehe Menschen, die angesichts dieser angsteinflössenden Gegnerschaft sagen, wenn die Urkaine aufgäbe, das wäre schön. Die sich nach einem starken Führer sehen, der sie an der Hand nimmt und aus diesem Chaos führt. Moment mal. Das hatten wir schon. Nicht nur in Deutschland. Das hat sich nicht bewährt. 

 

Die Rettung: Gastfreunlichkeit

 

Hierbei gilt es für Menschen, die die Demoktatie schützen wollen und gleizeitig Vernunft, Wissenschaft, Frauenrechte, Minderheitenschutz, Tierschutz, diese guten Werte also, weiterhin mit aufrechter Haltung zu verteidigen und sich mit Hartnäckigkeit gegen die Werteumkehr und Verrohung zu stemmen.

 

Wie kann dies geschehen?

 

Wir müssen aufhören, sie zu verunsichern. Wir müssen ihr Vertrauen gewinnen und jede Geste der Überheblichkeit vermeiden. 

 

Wir müssen aufhören, einander zu bekämpfen. 

 

Diese neue Art des Pazifismus, die ich hier vorschlage, ist gar nicht neu, sie basiert auf dem Prinzip der Gewaltlosigkeit, das Gandhi gegen die Herrschaft der Briten in Indien eingesetzt hat und auch Nelson Mandela gegen das Apartheits-Regime in Südafrika. Das passende kommunikationspsychologische Konzept ist die "Gewaltlose Kommunikation" von Marshal D. Rosenberg. Und das passende kurlturelle Instrument ist die Gastfreundlichkeit, denn dies ist ein unverseller Wert, der in allen Kulturen weiterhinhochgeschätzt wird.So gesehen ist es eone Weiterentwicklung von hannah Ahrends Konzept der "Vita activa", sie dachte damals noch, dass die "Erweitereung der Öffentlichkeit" etwas Gutes sei. Das müssen wir heute als überholt einstufen. Ich möchte die Öffentlichkeit wieder einhegen und den Fokus meiner Anstrengungen auf das Private legen. Hiervon verspreche ich mir das Gute Leben im philosphischen und sozialpsychologischen Sinne

 

Das neue Vita Activa liegt im Privaten, bzw. Halböffentlichen.

 

In Deutschland sind wir noch nie besonders gastfeundlich gewesen, üppige Zusammenkünfte und Bewirtung, wie sie in anderen  Kulturkreisen üblich ist, irritiert uns. 

 

Wir ziehen uns lieber zurück, Restaurantbesuche sind teuer, wir essen lieber Fastfood vor dem TV oder Playstation. Das ist nicht nur eine Verweigerung des Erachsenwerdens, das ist die Aufblähung der Komfortzone als Bollwerk gegen die Welt. Aber das Abtauchen in die virtuelle Welt, ist eher unsere neue Droge, das Soma der schönen neuen Internetwelt.

 

hier betreiben wir Realitätsflucht und diese Entwicklung wird unser Untergang als Kulturnation sein, etwas pathetisch ausgedrückt.

 

M.E. ist der hier vorgeschlagene "Friedensfeldzug" nur mit (christlicher?) Nächstenliebe zu gewinnen, mit Gastfreundschaft und - Achtung - dem gesprochenen  (!!) Wort, das wir austauschen, in dem wir uns körperlich im wahren Leben begegnen und uns wieder vermehrt persönlich in die Augen schauen.

 

Dazu können wir die altbewährte Tugend der Gastfreundschaft wieder aufleben lassen.

 

Diskussionen im Netz haben keinen Sinn mehr, außer, dass sich die Gegner nicht allzu siegessicher fühlen können, wenn sie weiterhin Gegenwind spüren. Auch können die Echokammern und Filterbubbles der Friedlichen durchaus hilfreich sein, um sich zu solidarisieren und sich nicht ganz so verloren zu fühlen.

 

Aber wenn die Aggressiven merken, dass die Friedliebenden sich ihretwegen aufregen, triumphieren sie, denn sie wollen ihre Gegner ja aufstacheln, damit sie ihre Energie in sinnlosen Wortgefechten verfeuern. Ein ganz altes Konzept der Russischen Revolution: Agitation + Propaganda = Agitprop.

 

Aber das persönliche Gespräch in gastfreundlicher Umgebung  - inzwischen längst nicht mehr selbstverständlich - hat mehr Überzeugungskraft. Und dabei muss es gar nicht um politische Argumente gehen, sondern nur darum, zusammenzusitzen und zu essen und zu trinken und sich dabei zu unterhalten, damit wir sehen, dass der oder die andere wirklich ein Mensch ist, wie du und ich. Dabei erkennen wir, dass die Sehnsucht nach Harmonie, Freundschaft, Wohlfahrt und Liebe größer ist als der Hass. So kitschig das klingen mag.

 

Die Kunst der Gastfreundschaft zu pflegen, ist eine Form des der Kommunikation, bzw. sozialen Miteinanders, die jede und jeder von uns ohne Probleme wieder aufleben lassen kann. Man braucht nur einen Tisch, Speisen und Getränke und die Energie, eine Einladung auszusprechen.

 

Mehr dazu in Kürze.

 

 

 

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Foto: "Mephisto und Gretchen" von Sailko - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=109819898)

 

Weiterführende Links:

https://www.medico.de/blog/die-rache-des-gekraenkten-machos-20008

https://www.medico.de/strategien-gegen-rechts